ESG-Claims prüfen in der Energiebranche: CSRD-sicher mit Workflow
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Wie Sie ESG-Claims in der Energiebranche richtig prüfen: Ein Leitfaden für verlässliche Nachhaltigkeitskommunikation
Die Energiebranche steht bei Nachhaltigkeitsthemen besonders im Fokus der Öffentlichkeit. Regulierungsbehörden, Investoren und kritische Beobachter schauen genau hin, wenn Energieversorger über ihre Umweltleistungen berichten. Eine ungeprüfte oder schlecht belegte Aussage kann schnell zum Problem werden – nicht nur für die Reputation, sondern auch rechtlich, besonders mit Blick auf die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) und die kommende EU-Verordnung zu grünen Werbeaussagen.
Dieser Artikel zeigt Ihnen, wie Sie einen verlässlichen Prüfprozess für Ihre ESG-Kommunikation aufbauen. Sie erfahren, welche Aussagen besonders heikel sind, wie Sie diese mit belastbaren Daten untermauern und welche Freigabeprozesse Sie vor Risiken schützen. Der vorgestellte Workflow lässt sich mit entsprechenden Tools wie plinio digital abbilden und spart nachweislich Zeit, während er gleichzeitig die Compliance-Anforderungen erfüllt.
Warum verlässliche Daten für ESG-Aussagen so wichtig sind
Die besondere Situation der Energiebranche
Energieversorger bewegen sich in einem sensiblen Umfeld. Als Unternehmen, die maßgeblich zur Klimabilanz beitragen und gleichzeitig für die Versorgungssicherheit verantwortlich sind, stehen sie unter permanenter Beobachtung. Jede Aussage zu Nachhaltigkeit wird kritisch hinterfragt – sei es im Geschäftsbericht, bei Investorengesprächen oder in der Werbung. Was früher als normales Marketing durchging, kann heute schnell als Greenwashing (also als beschönigende oder irreführende Umweltkommunikation) ausgelegt werden.
Die konkreten Geschäftsrisiken
Ungenau formulierte oder schlecht belegte ESG-Claims bergen erhebliche Risiken. Greenwashing-Vorwürfe können das über Jahre aufgebaute Vertrauen von Investoren und Kunden innerhalb kürzester Zeit zerstören. Rechtliche Auseinandersetzungen binden Ressourcen und können zu empfindlichen Strafen führen. Nachträgliche Korrekturen sind nicht nur peinlich, sondern auch teuer – sowohl finanziell als auch in Bezug auf den internen Aufwand für Compliance und Beratung.
Der regulatorische Rahmen wird strenger
Mit der CSRD und den dazugehörigen European Sustainability Reporting Standards (ESRS) hat die EU klare Vorgaben geschaffen. Für Energieunternehmen ist besonders der Standard ESRS E1 zum Klimawandel relevant, der detaillierte Angaben zu Treibhausgasemissionen über alle drei Scopes (direkte Emissionen, eingekaufte Energie und vor- bzw. nachgelagerte Wertschöpfungskette) verlangt. Die EU-Taxonomie definiert zudem präzise, was als "ökologisch nachhaltig" gilt. Und mit der geplanten Green Claims Directive werden die Anforderungen an Werbeaussagen nochmals verschärft.
Typische ESG-Aussagen und ihre Tücken
Die Klassiker: Klimaneutral, CO2-frei und Grünstrom
Begriffe wie "klimaneutral" oder "CO2-frei" sind besonders riskant. Sie suggerieren oft mehr, als tatsächlich dahintersteckt. Wenn Sie solche Begriffe verwenden möchten, brauchen Sie eine lückenlose Dokumentation Ihrer Berechnungsmethodik und Bilanzierung. Das bloße Kompensieren von Emissionen durch Zertifikate reicht in vielen Fällen nicht aus – vor allem dann nicht, wenn Sie auf zukünftige Verbesserungen verweisen.
Herkunftsnachweise und ihre Grenzen
Herkunftsnachweise (HKN) belegen zwar formal den Einkauf erneuerbarer Energien, sagen aber nichts über deren tatsächliche ökologische Zusatzwirkung aus. Die Aussage "100 Prozent Grünstrom" ist ohne physische Lieferung oder langfristige Stromabnahmeverträge (Power Purchase Agreements, kurz PPAs) angreifbar und kann als irreführend eingestuft werden.
Die Komplexität der Emissionsbilanzierung
Bei der Angabe von Emissionsintensitäten (gemessen in Gramm CO2-Äquivalent pro Kilowattstunde) müssen Sie alle drei Scopes berücksichtigen. Scope 1 umfasst Ihre direkten Emissionen aus eigenen Anlagen, Scope 2 den eingekauften Strom und die Wärme, Scope 3 schließlich die vor- und nachgelagerten Emissionen ein – von der Brennstoffgewinnung bis zum Endverbrauch. Auch Netzverluste sollten Sie transparent darstellen und Ihre Berechnungen durch anerkannte Standards wie das Greenhouse Gas Protocol absichern.
Weitere sensible Bereiche
Nicht nur klimabezogene Aussagen erfordern präzise Daten. Auch bei Themen wie Wasserverbrauch, Biodiversität (also der Vielfalt von Ökosystemen und Arten), Arbeitssicherheit oder nachhaltigen Lieferketten müssen Sie sorgfältig vorgehen. Jede Kennzahl sollte klar definiert, nachvollziehbar berechnet und durch verlässliche Quellen belegt sein.
Welche Standards fordern welche Nachweise?
Die CSRD und ESRS im Detail
Die CSRD verlangt detaillierte Angaben zu Umweltauswirkungen, Strategien und Fortschritten. Das Konzept der "doppelten Wesentlichkeit" bedeutet, dass Sie sowohl die finanziellen Auswirkungen von Nachhaltigkeitsthemen auf Ihr Unternehmen als auch Ihre Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft betrachten müssen. Die Unternehmensführung muss eingebunden sein und verbindliche Erklärungen im Lagebericht abgeben.
Das Greenhouse Gas Protocol als Berechnungsgrundlage
Dieses weltweit anerkannte Rahmenwerk definiert, wie Sie Systemgrenzen ziehen, welche Emissionsfaktoren Sie verwenden und wie Sie Datenquellen priorisieren sollten. Bei Scope-3-Emissionen gilt: Spezifische Lieferantendaten haben Vorrang vor generischen Durchschnittswerten.
Die EU-Taxonomie und ihre technischen Kriterien
Die Taxonomie legt fest, welche Wirtschaftsaktivitäten als nachhaltig gelten. Neben den technischen Screening-Kriterien müssen Sie das "Do No Significant Harm"-Prinzip beachten – Ihre Aktivitäten dürfen anderen Umweltzielen nicht erheblich schaden. Zudem müssen Sie Ihre Investitionen, Betriebsausgaben und Umsätze nach Taxonomie-Konformität aufschlüsseln.
Standards für externe Prüfungen
Prüfstandards wie ISAE 3000 oder AA1000AS v3 definieren, wie externe Wirtschaftsprüfer Ihre ESG-Angaben verifizieren. Dabei gibt es unterschiedliche Prüftiefen – von der begrenzten bis zur hinreichenden Prüfsicherheit. Die Prüfer bewerten Ihre Methoden, die Datenintegrität und Ihre internen Qualitätskontrollen.
Ein praxistauglicher Prüfprozess in vier Schritten
Schritt 1: Die Aussage präzise definieren
Bevor Sie eine ESG-Aussage treffen, sollten Sie genau festlegen, was Sie aussagen wollen, in welchem Kontext, für welche Zielgruppe und mit welchem Bezugsjahr. Definieren Sie klare Baselines und messen Sie Fortschritte gegen Ihre veröffentlichten Ziele.
Schritt 2: Das Datenfundament dokumentieren
Erfassen Sie alle zugrunde liegenden Datenquellen systematisch. Dazu gehören Messsysteme, verwendete Standards und die verantwortlichen Personen. Dokumentieren Sie den kompletten Datenfluss von der Erhebung über die Verarbeitung bis zur finalen Kennzahl.
Schritt 3: Die Methodik überprüfen
Ihre Berechnungen müssen nachvollziehbar und methodisch korrekt sein. Lassen Sie kritische Berechnungen intern gegenchecken, prüfen Sie verwendete Emissionsfaktoren und führen Sie Sensitivitätsanalysen durch, um die Robustheit Ihrer Aussagen zu testen.
Schritt 4: Formale Freigaben einholen
Etablieren Sie einen strukturierten Freigabeprozess nach dem Vier-Augen-Prinzip. Beziehen Sie die Rechtsabteilung, Compliance, den Nachhaltigkeitsbereich und das Marketing ein. Dokumentieren Sie alle Entscheidungen mit Zeitstempel und archivieren Sie die Unterlagen revisionssicher.
Datenqualität in der Praxis sicherstellen
Die vier Dimensionen der Datenqualität
Gute ESG-Daten erfüllen vier Kriterien: Sie sind genau (stimmen mit anerkannten Standards überein), vollständig (decken alle relevanten Bereiche ab), aktuell (basieren auf zeitnahen Messungen) und konsistent (verwenden einheitliche Einheiten und Annahmen).
Der Umgang mit Scope-3-Daten
Bevorzugen Sie immer spezifische Daten Ihrer Lieferanten gegenüber Branchendurchschnitten. Wo das nicht möglich ist, kommunizieren Sie die Unsicherheiten transparent und konzentrieren Sie sich auf die Hotspots in Ihrer Lieferkette.
Praktische Kontrollmechanismen
Führen Sie regelmäßig Plausibilitätschecks durch, rechnen Sie Stichproben nach und verifizieren Sie externe Daten. Ein gut gepflegter Metadatenkatalog mit Definitionen, Einheiten und Versionierungen hilft dabei, den Überblick zu behalten.
Was als Beleg zählt und wie Sie ihn verknüpfen
Anerkannte Nachweise
Als verlässliche Belege gelten Zertifizierungen unabhängiger Prüforganisationen (wie TÜV oder DNV GL), Herkunftsnachweise mit eindeutigen Seriennummern, Vertragsunterlagen bei Stromabnahmeverträgen und offizielle Messberichte.
Quellenangaben richtig einbinden
Jede ESG-Aussage sollte mit präzisen Quellenangaben versehen sein. Nennen Sie Dokumenttitel, Version und Gültigkeitsdatum. So schaffen Sie Transparenz und erleichtern spätere Prüfungen.
Formulierungen absichern
Vermeiden Sie absolute Aussagen, wenn diese nicht vollständig zutreffen. Statt "emissionsfrei" verwenden Sie besser "emissionsarm" oder ergänzen Sie Einschränkungen wie "nach Definition XY" oder "inklusive Kompensation durch Zertifikate".
Änderungen nachvollziehbar machen
Jede Änderung an ESG-Aussagen sollte dokumentiert werden – mit Bearbeiter, Zeitpunkt und Begründung. So gewährleisten Sie die für Audits notwendige Revisionssicherheit.
Prozesse skalierbar gestalten
Standards entwickeln und nutzen
Entwickeln Sie eine unternehmensweite Taxonomie für häufig verwendete ESG-Aussagen. Standardisierte Textbausteine und Checklisten helfen dabei, konsistente und geprüfte Kommunikation zu gewährleisten.
Systeme intelligent verknüpfen
Verbinden Sie Ihre Kommunikationsprozesse mit ESG-Datenplattformen wie Workiva oder CDP. So greifen Sie immer auf aktuelle und bereits auditierte Daten zu.
Automatisierung nutzen
Setzen Sie auf Tools, die Sie automatisch auf veraltete Daten oder ablaufende Zertifikate hinweisen. Digitale Workflows wie in plinio bündeln die Erstellung, Prüfung und Freigabe von ESG-Claims in einem System – von der ersten Formulierung über die Evidenzverknüpfung bis zur finalen Veröffentlichung.
Den Erfolg messen
Der Nutzen strukturierter ESG-Prozesse lässt sich konkret beziffern: Unternehmen berichten von bis zu 40 Prozent kürzeren Freigabezeiten, weniger Korrekturschleifen und deutlich reduzierten Kosten für externe Prüfungen. Die verbesserte Audit-Bereitschaft führt zu höheren Erfolgsquoten bei Nachhaltigkeitsprüfungen und stärkt das Vertrauen von Investoren und anderen Stakeholdern.
Häufig gestellte Fragen
Welche Belege reichen aus, um eine ESG-Aussage abzusichern?
Anerkannt sind Emissionsberechnungen nach dem Greenhouse Gas Protocol mit dokumentierter Methodik, Validierungsberichte von akkreditierten Prüfstellen sowie offizielle Daten aus verpflichtenden Offenlegungsstandards wie ESRS E1.
Wie oft sollten ESG-Claims aktualisiert werden?
Mindestens jährlich sollten Sie Ihre Aussagen überprüfen. Bei dynamischen Kennzahlen wie dem Strommix oder der Emissionsintensität empfiehlt sich eine quartalsweise Aktualisierung, besonders wenn diese für Investoren relevant sind.
Wie gehe ich mit unsicheren Lieferantendaten um?
Transparenz ist der Schlüssel: Deklarieren Sie die Datenquelle und deren Unsicherheiten offen. Erläutern Sie geplante Verbesserungen und konzentrieren Sie Ihre Bemühungen auf die wichtigsten Emissionsquellen in der Lieferkette.
Darf ich mit Herkunftsnachweisen "100 Prozent Grünstrom" bewerben?
Nur unter bestimmten Bedingungen: Die Herkunftsnachweise müssen dem tatsächlichen Stromverbrauch entsprechen, es darf keine parallele Lieferung konventioneller Energie erfolgen, und die regulatorischen Vorgaben (etwa des Umweltbundesamtes) müssen erfüllt sein.
Wer sollte in den Freigabeprozess eingebunden sein?
Ein bewährtes Modell: Das Nachhaltigkeitsteam ist für Inhalt und Daten verantwortlich, die Leitung von Marketing oder Nachhaltigkeit trägt die Gesamtverantwortung. Die Rechts- und Compliance-Abteilung sowie das ESG-Accounting werden konsultiert, während Investor Relations, Kommunikation und Vorstand informiert werden.
Fazit
ESG-Kommunikation ist heute weit mehr als Marketing – sie ist Teil der regulierten Unternehmensberichterstattung. Energieversorger, die Vertrauen aufbauen und Risiken minimieren wollen, brauchen strukturierte und nachvollziehbare Prüfprozesse mit belastbarer Datenbasis. Digitale Tools wie plinio helfen dabei, diese Prozesse effizient zu gestalten und gleichzeitig die notwendige Prüfsicherheit zu gewährleisten. Mit dem richtigen Ansatz wird aus der Compliance-Pflicht eine Chance, sich als vertrauenswürdiger Partner in der Energiewende zu positionieren.